Die Kamera

Die richtige Kamera

Fangen wir doch gleich mal mit dem Kern der Sache an:

Die meisten denken die Kamera ist das Wichtigste!
FALSCH! – NEIN! – JA! – DOCH! – WAS JETZT?

Keine Panik, aber diese Aussage ist nur bedingt korrekt!
Mit der Wahl der Kamera entscheidet man sich für ein ganzes System!
So mancher hat den Bereich, in dem er fotografieren will schon vor Augen und wird feststellen, dass der eine oder andere Hersteller genau dafür die bessere oder die umfangreichere Auswahl an Objektiven und Zubehör anbietet.

MERKE! Du kaufst nicht nur eine Kamera,
Du kaufst ein ganzes System!

Der Satz, den du in den meisten Foren als Antwort auf die Frage zur richtigen Kamera lesen wirst ist:

Geh in ein Geschäft und nimm die Kameras in die Hand.
Diejenige, die Du am besten in der Hand hältst 
und deren Bedienteile Du am leichtesten erreichst, ist die Richtige!

Und dieser Satz ist richtig!
Es gibt nichts nervigeres als wenn die Cam nicht gut in der Hand liegt, Du die Bedienknöpfe nicht richtig erreichst und sie daher nie „blind“ bedienen können wirst. Du wirst damit nie wirklich „glücklich“, dich nie richtig wohl fühlen damit und dich bald wieder auf die Suche nach einer anderen Kamera machen. Eine Consumer-Cam kann mit Hilfe eines zusätzlichen (Batterie-) Handgriff durchaus die bessere Wahl sein. Probier´s mal!

Von der Ausstattung her sind die Kameras heute alle schon sehr ähnlich und unterscheiden sich nur in Nuancen. Natürlich gibt es technische Unterschiede, die allerdings auch immer geringer werden. Ob es jetzt um die Auflösung oder das Bildrauschen handelt, meistens übertrifft es doch unsere Erwartungen. Es sind bloß messbare Unterschiede, aber nichts was wirklich siehst! (Hochglanz-Seiten eines Magazins liegen zB. bei bei einer Auflösung von ca. 4 MP) Auch haben sich Systeme, wie zB. MicroFourThirds, die zu Beginn noch „verrufen“ waren, ich zitiere: „wie Sau zu rauschen„, so hoch weiterentwickelt, dass sie mit den besten APS-C Sensoren inzwischen absolut mithalten können.

Ich erinnere mich noch als wir um die Jahrtausendwende im Einkauf des Fotobereiches darüber sprachen, wie hoch ein Bildsensor auflösen müsste, wenn er die Qualität eines chemischen Filmes mit 100 ASA/ISO erreichen will. Damals errechneten wir rund 17 Millionen Pixel und die Cams hatten damals gerade mal 4-6 MP. Tja und heute? Jede derzeit am Markt erhältliche D-SLR hat mindestens 16, 18 Millionen und 24 Millionen Bildpunkte sind der Standard. Einige Vollformatmodelle rangieren inzwischen bei 36 bis über 50 Mio. Pixel und mehr! Das hätten wir damals nicht geglaubt, dass es so schnell geht (wenn überhaupt) und dann noch dazu in einer Qualität, in der Bilder mit 1600 ISO so rauschfrei sind, wie es 50 oder 100 ISO Filme zu analogen Zeiten boten.

Was bei den heutigen Cams dazu kommt und damals der Film übernahm, ist die „Farbtemperatur“ oder auch „Weißabgleich“ genannt. Viele kennen das allerdings schon von den digitalen Videokameras. Es handelt sich dabei um die korrekte Darstellung der Farben bei unterschiedlichen Lichtquellen. Dazu ließe sich eine wissenschaftliche Abhandlung schreiben, was den Umfang des mir zur Verfügung stehenden Webspace sprengen würde. Da es sich um einen klar definierten, messbaren Bereich (Messeinheit: Kelvin) handelt, kann man sich inzwischen schon sehr gut auf die Einstellungen oder die Automatik verlassen. Natürlich stimmt jeder seine Cams ganz leicht anders ab, was sich durch die spezifische Einstellung an der Kamera (im Extremfall durch einen manuellen Weißabgleich) korrigieren lässt. Und letztendlich lässt es sich in der Nachbearbeitung auch noch korrigieren.

_____________________________________________________________

Jetzt mag sich jemand vielleicht noch die Frage stellen: mFT, APS-C oder VOLLFORMAT?
(Das professionelle Mittelformat dürfte sich im Einsteigerbereich ja nicht wirklich stellen).
Nun ja, für Neueinsteiger und die meisten Hobbyfotografen mit begrenztem Budget bis max. € 1-2.000.- ist das APS-C Format für einen Neukauf die sinnvollste Spielwiese. Sie bietet sehr gute Geräte und Linsen an, wobei man im letzteren Bereich ja schon auf die Qualität und den eventuellen Aufstieg ins Vollformat denken könnte, sollte, müsste …
Dabei darf es, wenn gleich mehrere Objektive geplant sind, auch ein Vorgängermodel der Kamera sein, um den einen oder anderen Hunderter zu sparen und dort einzusetzen, wo es mehr Sinn macht, eben bei den Objektiven. Die kann man auch oft gut und günstig aus zweiter Hand gebraucht kaufen. Es gibt Gehäuse zwischen ca. € 3/400.-, Sets mit zwei Zooms bereits ab ca. € 600.-. Dann noch weitere Objektive (zB. ein Makro), Ersatzakkus, Speicherkarten, Blitz, Stativ, Tasche und das Budget ist erschöpft.

_____________________________________________________________

Vollformat Kameras bieten sich dann an, wenn der Gedanke ans eigene Studio mitspielt und das Ziel des (Neben-) Berufs-Fotografen sich (nach hoffentlich reiflicher Überlegung) breitmacht. Hier gilt höchste Qualität als ein MUSS. Das geringe Rauschverhalten, die hohe Lichtempfindlichkeit und das Freistellungspotenzial sind hier oft die Argumente, die letztendlich den nötigen Spielraum schaffen, den man für professionelle Arbeit benötigt.
Aber da fangen die ersten Gehäuse dort an, wo bei Einsteigern das Budget schon lange endete, bei den bereits erwähnten € 2.000.-. Da sich aber ohne Objektive nicht fotografieren lässt, kommt ein Mehrfaches dieses Budgets noch dazu denn wirklich gute Objektive können gut und gerne mehr kosten als der Kamera-Body. Glücklich derjenige, der nach oben hin keine Grenze hat oder immer wieder „nachbessern“ kann.  Meine letzte Canon Vollformat-Ausrüstung lag – alles in allem – bei einem Wert von ca. € 8.000.- Neupreis. Autsch! Lieber nicht all zu viel darüber nachdenken…?

_____________________________________________________________

Seit 2008 gibt es ja die spiegellosen Systemkameras (D-SLM)
Was ist das genau? Spiegelreflexkameras haben ein komplettes System mit Objektiven und Zubehör hinter sich. Das ist bei Systemkameras nicht anders, wenn es auch anfangs nicht ganz so üppig war.
Insofern unterscheiden sich die beiden Syteme darin, daß DSL-M Kameras eben

  • ohne Spiegel auskommen
  • deutlich kleiner, kompakter
  • und wesentlich leichter sind.

Der Spiegelkasten nimmt viel Platz ein und trägt erheblich zum Gewicht einer D-SLR bei,
dieser fehlt bei der D-SLM (M steht für mirrorless = spiegellos).

Zu den erfolgreichen Vertretern dieser spiegellosen Zunft und denjenigen,
die dieses System in der Entwicklung erfolgreich voran trieben, zählen:

  • Olympus (mFt – microFour/Thirds) im wunderschönen Retro-Design und einem enormen Objektiv- wie auch Zubehörsystem, daß sogar sehr ausgeklügelt in den Unterwasserbereich greift. Die berühmten ZUIKO Objektive von Olympus sind dabei eine hervorragende Ergänzung!
    Der erstmals verbaute, neu entwickelte 16 Megapixel starke mFT Sensor und die Wiederauferstehung des berühmten  analogen OM Systems in der OMD-EM 5 und 1, sorgte weltweit für Furore und blieb ein großer Erfolg! Inzwischen sind es 20 MP!
  • Panasonic (mFt – microFour/Thirds)blieb eher im konventionellen D-SLR Design, mit Leica-Linsen im Sortiment. Hier wird sowohl bei den Kameras als auch bei den Objektiven auf die Videofähigkeit großer Wert gelegt. 2014 filmt Panasonic mit seinen Geräten bereits in 4K Auflösung! Die Objektive sind durch das gemeinsame 4/3 System mit Olympus untereinander kompatibel.
    Inzwischen bietet auch Panasonic Vollformat Kameras mit Leicas SL-Bajonett an, für das auch Sigma einstieg und zu dritt, gemeinsam Kameras und Objektive mit diesem System anbieten.
  • Sony machte besonders mit der ALPHA 7 Serie Furore, da sie die ersten spiegellosen Vollformat-Kameras auf den Markt brachten und viele FotografInnen aus den Canon und Nikon Lagern zu einer unübersehbaren Abwanderungswelle bewog und das sogar im Profi-Segment! Die dazu erhältlichen Linsen von Zeiss liefern beeindruckende Ergebnisse. Die Verbesserungen der Mark II und III Versionen ließen die letzten Zweifler das System wechseln.
    Auch die kleinere APS-C NEX-Serie (ähnlich der Olympus PEN) stellt sich als recht gut heraus. Die NEX Serie wurde aber bald aufgelassen und mit der ALPHA  6000 er Reihe (inzw. 6300/6500) fortgesetzt. Die Qualität ist herausragend und die Serienbildgeschwindigkeit ist einfach atemberaubend!
  • Fuji-Film mit ihrem eigenen X-Trans Sensoren im APS-C Format erzeugte ebenfalls eine beeindruckende Serie an schicken Retro-Modellen, die mit ihren Rädchen und Ringen beinahe noch genau so zu bedienen sind, wie analoge Kameras aus alter Zeit. Die Objektive sind hier ebenfalls absolute Sahnestückchen aus eigener Produktion, mit langjähriger, enormer Erfahrung.
    .
  • Leica ist nach wie vor eine Edelmarke und die Qualität der Geräte und der Bilder sind inzwischen auch exzellent. Sie entwickeln und bauen sogar Kameras mit speziell für die Schwarzweiss Fotografie entwickelten Sensoren! Auch Panasonic baut einen recht ordentlichen Vollformatsensor für die Leica SL aber diese Marke bleibt so oder so einer eigenen Kategorie an Fotografen vorbehalten. Bedienungs- wie Preismäßig.
    .
  • Nikon und Canon (Vollformat und APS-C) haben diese Entwicklung (anfangs) leider völlig verpennt.
    5 Jahre nach SONY wird es endlich wahr! Beide Altmeister der DSLR Fotografie stellen Ende 2018 ihre ersten Vollformat DSL-M´s mit neuen Bajonetts vor: Canon das EOS-R System, Nikon das Z-System. Beide bieten inzwischen wieder ein ordentliches Sortiment an passenden Objektiven an, wobei Nikon anscheinend jetzt die preisgünstigeren Modelle und Canon die Linsen am oberen Ende des Machbaren anbieten, wie z. Bsp. das noch nie da gewesene Canon RF 28-70 mm F2.0 L USM!!!
    .

So mistrauisch die meisten noch bei der Einführung der ersten D-SLM´s waren, inzwischen hat das große Umdenken statt gefunden. Bekannte Fotografen wie Jason Lanier, Alexander Heinrichs  sowie Matthias Schwaighofer und Pavel Kaplun wechseln von ihren geliebten Nikon und Canon Systemen auf Sony. Auch wenn Sony die Möglichkeit bietet, die geliebten Linsen mittels Metabones-Adaptern oder dem Sigma MC 11 (Canon und Sigma EF Objektive an Sony A7 Kameras) weiter zu verwenden, sind doch die systemeigenen Zeiss Linsen, nicht nur qualitativ, die oftmals bessere Lösung. Aber auch die neu konstruierten Objektive von SIGMA, TAMRON, TOKINA und asiatischer Hersteller wie SAMYANG usw. bringen die Original Hersteller ordentlich ins schwitzen!

Egal wie auch immer man darüber denkt, die Entwicklung ist weiter fortgeschritten. Natürlich können BEIDE Systeme nebeneinander existieren, das ist ja auch beim Thema Film-Fotografie, Schallplatten und CD so. Es stiegen nicht alle sofort auf Digital um und Filme werden noch heute produziert, sogar Rollfilme für Mittelformatkameras gibt es neu zu kaufen, inzwischen sogar schon wieder „Polaroids“. Ist das nicht verrückt? Dennoch, die Masse fotografiert inzwischen digital, die Fotostudios arbeiten überwiegend digital, nur noch Analog-Fetischisten hängen mit ihrem Herzen am Film fest. Das ist ok, legitim und für sie argumentierbar.
Nicht anders wird es im D-SLR / D-SLM „Krieg“ werden. Die einen schwören auf das Eine, die anderen auf das Andere. Wo das Herz am Spiegel hängt, wird das spiegellose System nicht so leicht Einzug halten. Für andere liefert D-SLM genau die Argumente, um damit effizienter arbeiten zu können und glücklich zu werden.

Egal wofür man sich entscheidet, spiegellose Systeme beherrschen inzwischen sowieso den Markt!

Euer WOLF

Die gezeigten Produktfotos sind Darstellungen und Eigentum der jeweiligen Hersteller!

Instagram
per Email